Gehalt Zahntechnikerin: Das solltest du 2024 mindestens verdienen

Du arbeitest als Zahntechnikerin und möchtest wissen, ob du fair bezahlt wirst? Oder du planst, dich als Zahntechnikerin zu bewerben und fragst dich, wie viel du verlangen kannst? Dann lies jetzt weiter. Ich zeige dir, wie viel du mindestens verdienen solltest, wie du dein Gehalt überprüfen kannst, wie du erfolgreich verhandelst und welche Fehler du vermeiden solltest.

zahntechnikerin arbeitet im labor

1. Wieviel verdient man als Zahntechnikerin – und warum bekommen nicht alle das Gleiche?

What?! Mehr als die Hälfte aller Zahntechniker in Deutschland sind Frauen, die statistisch gesehen ca. 18% weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Unfair, oder! Laut dem Entgeltatlas 2022 der Bundesagentur für Arbeit liegt das durchschnittliche Bruttogehalt als Zahntechniker*in bei 2.842 Euro im Monat. Je nachdem in welcher Abteilung du tätig bist, kann dein Gehalt variieren:

  • Kunststoff zwischen 2.368 bis 2.753 Euro
  • Modellguss zwischen 2.401 und 2.934 Euro
  • Edelmetall / Keramik zwischen 2.701 und 3.353 Euro
  • Allround zwischen 2.538 und 3.296 Euro
  • ZTM zwischen 3.629 und 4.267 Euro
Das es aktuell zu wenig Zahlen gibt, gehe davon aus, dass du 10 Prozent höher verdienen kannst. 
 

Nun, wieviel du genau verdienst, hängt von vielen Faktoren ab:

  • deiner Berufserfahrung/ Erfolge/ Stärken (das, was du wirklich draufhast)
  • deiner Qualifikation (Zertifizierungen und Weiterbildungen)
  • deinem Arbeitsort (West oder Ost, Stadt oder Land)
  • deinem Arbeitgeber (Dentallabor oder Zahnarztpraxis)
  • deiner Arbeitszeit (Vollzeit oder Teilzeit)
  • deinem Verantwortungsbereich (Zahntechnikermeisterin oder Laborleitung)
  • dein Geschlecht (leider)

Um deinen Marktwert und realistische Ziele festzulegen, solltest du alle Punkte aufschreiben, die deine Gehaltswünsche begründen: zum Beispiel Weiterbildungen, deine niedrige Fehlerquote, deine geringen Fehlzeiten, du hast das Teamgefüge verbessert, Vorschläge für Einsparungen gemacht, zusätzliche Aufgaben übernommen etc.

2. Gehalts-Check: Darum solltest du dein Gehalt als Zahntechnikerin regelmäßig hinterfragen

Nehmen wir an, du bist aktuell zufrieden – das ist schön. Du solltest dich nicht darauf ausruhen. Wer weiß, wie lange das so bleibt oder ob sich deine wirtschaftliche Lage ändert.

  • Du bist wertvoll! Du bringst Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die deinen Wert bestimmen. Also schau dir den Markt an, sprich mit Kollegen und finde heraus, was du wirklich wert bist!
  • Inflation kann dazu führen, dass dein Gehalt im Laufe der Zeit an Kaufkraft verliert. Eine regelmäßige Überprüfung deines Gehalts kann sicherstellen, dass dein Einkommen mit der Inflation Schritt hält.
  • Deine Rente wird dadurch bestimmt, was du heute und morgen verdienst. Die Rentenlücke ist kein Geheimnis. Du kannst mitbestimmen, wie groß die sein wird.

Was ich dir unbedingt empfehle, sind:

  • Social-Media Gruppen eignen sich über die aktuellen Trends im Klaren zu sein: neue Technologien oder Techniken, die du lernen könntest, um dein Gehalt zu erhöhen.
  • Gehaltsvergleiche im Internet nutzen. Du kannst dort deine Daten eingeben und sehen, wie du im Vergleich zu anderen Zahntechnikerinnen stehst. Ein Beispiel ist das Portal Gehalt.de oder lohnspiegel.de.
  • Gehaltsreporte Es gibt auch regelmäßig veröffentlichte Studien und Berichte, die dir zeigen, wie sich die Gehälter in deiner Branche entwickeln. Ein Beispiel ist der Gehaltsreport Zahntechnik vom VDZI – Verband deutscher Zahntechnikerinnungen oder der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit.
  • Kolleginnen Nicht ganz einfach, falls sie vertraglich zu Verschwiegenheit verpflichtet sind. Frage also Ex-Kolleginnen oder in Social-Media. Du musst dich nur trauen und du wirst dich wundern, wie offen dir geantwortet wird. Das kann dir helfen, ein Gefühl für die Gehaltsspanne zu bekommen.

3. Gehalt verhandeln: meine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Zahntechnikerinnen

Wenn du merkst, dass deine Leistung und dein Gehalt nicht mehr zusammenpassen ist es Zeit zu verhandeln.  Stehe freundlich und selbstbewusst für dich ein, ohne dein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen oder zu erpressen.

Die Angst vor dem Gespräch ist nur berechtig, wenn du dich nicht richtig vorbereitet hast.

 

Schritt 1: Deine Ziele festlegen

Bevor du das Gespräch anfängst, solltest du dir klar machen, was du erreichen willst. Dafür solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Wie viel mehr Gehalt möchtest du haben? Überlege dir eine konkrete Zahl als Ziel, die du begründen kannst – deine Erfolge und Stärken. Wenn du von oben gelesen hast, weisst du, wo du deinen Marktwert checken kannst. Sei aber auch realistisch und nicht zu gierig.
  • Plan B, falls dein Arbeitgeber dein Ziel ablehnt. Überlege dir, wie viel du bereit bist, nachzugeben – Stichwort untere Grenze, ohne dich ausgenutzt zu fühlen.
  • Was sind deine Alternativen? Falls dein Arbeitgeber dir kein höheres Gehalt anbietet, frag nach anderen Benefits: mehr Urlaub, flexible Arbeitszeiten oder eine Weiterbildung.

Schritt 2: Den richtigen Zeitpunkt wählen

Obacht, das ist wichtig! Im Labor ist gerade schlechte Stimmung oder ziemlich viel Stress? Dass kann deine Erfolgsaussichten mindern. Deshalb solltest du folgende Tipps beachten:

Statt so:

Besser so:

Du kannst zum Beispiel sagen: “Ich würde gerne mit Ihnen über meine berufliche Entwicklung sprechen. Haben Sie in der nächsten Woche Zeit für ein Gespräch? Wenn nicht, können wir gerne einen anderen Termin finden.”

 

Schritt 3: Das Gespräch führen

Der letzte Schritt ist, das Gespräch selbst. Das ist der entscheidende Moment, in dem du dein Anliegen präsentierst. Dabei solltest du folgende Tipps befolgen:

Statt so:

Besser so:

Schreibe dir am besten ein Skript, dass du mit einer vertrauten Person üben kannst. Auch Gegenargumente kannst du üben. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Falls du dich immer noch unsicher fühlst, rate ich dir vielleicht ein Coaching zu machen. Zum Beispiel frauverhandelt.de bietet einen tollen Selbstlernkurs für Frauen, den du sogar von der Steuer absetzten kannst.

 

4. So bereitest du dich auf alle Eventualitäten vor und meisterst Totschlagargumente

Das brauch kein Mensch. Da hast du dich super vorbereitet, deine Stärken, Erfolge vorgetragen. Doch kaum bringst du die Forderung nach mehr Gehalt zur Sprache, passiert etwas Merkwürdiges:

Der Chef greift zu Totschlagargumenten

 

Das sind Scheinargumente, die dein Gegenüber benutzt, um deine Forderung nach mehr Gehalt abzulehnen oder zu vermeiden. 

Ab sofort kein Problem mehr.

Hier einige Beispiele:

  • Das ist in unserm Dentallabor nicht drin.
  • Das haben wir noch nie so gemacht.
  • Das passt nicht zu unserem Budget.
  • Das ist nicht fair gegenüber den anderen.
  • Das ist nicht deine Aufgabe

Um solche Totschlagargumente zu kontern, gibt es verschiedene Strategien, die du anwenden kannst. Hier sind einige davon:

  • Widerspreche sachlich fundiert: „Ich habe Ihnen meine Leistungen und Erfolge in den letzten Monaten aufgezählt. Das rechtfertig eine Erhöhung von X Prozent.“
  • Hinterfrage “Warum ist das nicht drin?” oder „Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?“
  • Umkehren: „Sie sagen, das ist nicht fair gegenüber den anderen. Das verstehe ich. Aber ist es fair, dass ich für die mehr Arbeit weniger verdiene als meine Kollegen?“
  • Zeige Verständnis und stimme zu: „Ich verstehe, dass das Budget knapp ist. Aber ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden können, die für beide Seiten akzeptabel ist.“
  • Ignoriere und bleib am Ball: „Das mag sein, aber das ändert nichts an meiner Situation. Ich möchte mit Ihnen über MEINE Gehaltserhöhung sprechen.“
  • Gegenoffensive du bist bereit zu verhandeln: “ Das sehe ich anders. Ich habe in den letzten Monaten viele zusätzliche Aufgaben übernommen, die nicht in meinem Vertrag stehen. Dafür erwarte ich eine angemessene Entlohnung.“

     

Dein Arbeitgeber fragt nach deinen Gehaltsvorstellungen

 

Eine typische Frage, die du beantworten natürlich locker beantworten kannst. Nenne dein Maximum und die Begründung gleich hinterher.

Denke wieder daran: deine Leistung, deine Qualifikation und die Marktlage. Sei dabei selbstbewusst, aber nicht arrogant.

 

Dein Arbeitgeber lehnt deine Gehaltsvorstellungen ab

 

Das kommt vor, musst du aber nicht persönlich nehmen. Frage nach dem Grund und nenne nochmal deine besonderen Erfolge bzw. Stärken. Du kannst jetzt auch deine untere Grenze nennen. Oder frage nach alternativen Benefits.

 

Dein Arbeitgeber macht dir ein Gegenangebot.

 

Das ist ein gutes Zeichen! Du musst nicht sofort annehmen oder ablehnen. Erbitte dir etwas Bedenkzeit.

Wenn du akzeptierst, bedanke dich und bitte um eine schriftliche Bestätigung.

Wenn du ablehnst, solltest du deine Gründe erklären und ein neues Angebot machen.

Es gibt noch viele weitere Szenarien. Vielleicht helfen dir diese bereits. Recherchiere im Internet oder frage eine vertraute Person, was sie schon mal erlebt hat. Schreib alles auf, was dir einfällt und übe das Gespräch. das gibt dir Sicherheit.
 

5. Schlecht verhandelt? Diese Fehler könnten der Grund sein!

Du bist nicht zufrieden mit dem Ergebnis? Das ist kein Grund, sich zu ärgern, sondern eine Chance, daraus zu lernen und beim nächsten Mal besser zu machen.

Vielleicht hast du diese Fehler gemacht:

  • Falsche Argumente verwendet
    Persönliche Gründe wie gestiegene Mietkosten oder finanzielle Belastungen spielen für deinen Arbeitgeber keine Rolle. Konzentriere dich stattdessen auf nachvollziehbare Argumente, die deine Leistungen und den Wert, den du für das Unternehmen bringst, hervorheben.

  • Schlechte Vorbereitung
    Wahrscheinlich der größten Fehler. Wenn du mehr Gehalt möchtest, solltest du konkrete Beispiele für deine Leistungen und Erfolge parat haben. Hast du zusätzliche Verantwortung übernommen oder Projekte (Inventur) erfolgreich abgeschlossen? Bereite dich gut vor, um deine Führungskraft zu überzeugen.

  • Zu hoch pokern
    Fordere nicht überzogen viel mehr.  Wenn du zu hoch pokerst, kann das einen negativen Eindruck hinterlassen.

  • Drohungen oder Erpressung
    Das ist inakzeptabel. Eine gute Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Respekt.

Es gibt so viele coole Benefits wie flexible Arbeitszeiten, mehr Urlaubstage, Zuschuss zur Weiterbildung, Altersvorsorge oder Gesundheitsleistung. Sind die zu kurz gekommen?

Zeige beim nächsten Mal, dass du an einer langfristig in deinem Dentallabor arbeiten möchtest und nicht nur an dem Geld interessiert bist.

Ich fasse für dich zusammen:

  • Schreibe ein Erfolgstagebuch und bereite dich vor
  • Das Gespräch ist kein Kampf, sondern eine Verhandlung
  • Setz dich für dich ein – es wird niemend anderes für dich tun
Andrea Korndoerfer sympatisch lachend

Dieser Artikel wurde von Andrea Korndörfer geschrieben

Andrea ist Dipl. Betriebswirtin und Expertin für Qualitätsmanagement im eigenen Dentallabor in Ludwigsfelde bei Berlin. Sie hat ein großes Interesse an Gesundheitsthemen und Zukunftsforschung.  Ihr findet sie auf Instagram und hier

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